Nach einmonatiger Corona-Zwangspause kehren die Bundesliga-Handballerinnen des VfL Oldenburg am Wochenende auf die Handballspielfläche zurück. Am Samstag, 18 Uhr, gastieren die Huntestädterinnen beim Thüringer HC. Nach einer nur schrittweisen Rückkehr ins Training gilt es für die VfL-Frauen, gegen den Tabellenvierten am Timing zu feilen und Selbstvertrauen zu gewinnen.
Siege gegen die HSG Bad Wildungen Vipers (33:27) und BSV Sachsen Zwickau (28:27), dazu das Remis gegen den SV Union Halle-Neustadt (26:26): Nach drei ungeschlagenen Spielen in Folge wollten die Oldenburger Handballerinnen eigentlich hochmotiviert in die nächsten Aufgaben gehen. Doch daraus wurde nichts: Mehrere Corona-Fälle bremste die Mannschaft aus, eine vierwöchige Spielpause war die Folge. Nun gilt es für das Team von Trainer Niels Bötel, in den Ligaalltag zurückzukehren.
„Es war bei vielen eine Erkältung mit leichtem Fieber“, berichtet Bötel von den Infektionen innerhalb des Teams. Anfang Februar startete der Coach, nach seiner Rückkehr aus der Quarantäne, mit dem Training – und das zunächst nicht einmal mit einer Handvoll Spielerinnen. „Mit der Zeit sind dann immer mehr Spielerinnen zurückgekommen“, sagt der Trainer. Neben der medizinischen Versorgung durch das Oldenburger Reha-Zentrum galt es, gemeinsam mit Athletiktrainer Sebastian Förster ein dosiertes Aufbauprogramm zu entwickeln. „Wir haben sehr leicht mit dem Training angefangen. Der Stand war dabei kaum mit dem nach einer ,normalen‘ Grippe zu vergleichen. Es benötigt Zeit, bis man zu alter Stärke zurückfindet“, so Bötel: „Konditionell braucht es einfach die eine oder andere Woche.“
Das bedeutet: Nicht alles, aber vieles wurde im Oldenburger Lager zwangsläufig auf „Null“ gestellt. „Wir mussten und müssen Belastungssteuerung betreiben, viel wechseln“, kündigt Bötel an. Dazu sind erst seit Montag alle Spielerinnen zurück im Training: „Wir konnten oft nur in Kleingruppen trainieren. Dadurch fehlt oftmals das Timing. Man wird jetzt, ähnlich wie in der Saisonvorbereitung, sehen, wo man steht“, erzählt er. Dafür sind auch Spiele nötig. Doch anders als in der Vorbereitung im Sommer handelt es sich dabei nun direkt um Bundesligabegegnungen. „Wir müssen die Pflichtspiele nutzen, um wieder Selbstvertrauen zu sammeln“, fordert der VfL-Coach.
Für die erste Partie nach der Pause reisen die Oldenburgerinnen zum Nachholspiel beim Thüringer HC. Das für den 2. Januar geplante Duell musste nach Coronafällen beim THC verlegt werden und bildet nun der Auftakt zu vollen Handballwochen für die VfL-Frauen. Wie schwer es ist, nach Corona-Infektionen und der damit verbundenen Handballpause zurück auf die Platte zu kehren, dürften die Thüringerinnen wohl selbst nur zu gut wissen. Nach der Rückkehr in den Spielbetrieb gab es, neben dem knappen 27:26-Erfolg gegen Zweitligist VfL Waiblingen im DHB-Pokal, Niederlagen gegen Borussia Dortmund und die HSG Bensheim/Auerbach. Am vergangenen Wochenende feierte der Tabellenvierte aber gegen den TSV Bayer 04 Leverkusen einen 34:22-Kantersieg.
„Thüringen ist schon ein paar Spiele weiter als wir“, sagt Niels Bötel, der den THC – der um die Qualifikation zum europäischen Wettbewerb kämpft – allein aus diesem Grund schon als klaren Favoriten sieht. Aufgrund der besonderen Situation in seinem Team hat er als Marschrichtung ohnehin ausgegeben, sich auf das eigene Spiel zu konzentrieren. „Wir müssen in unser Timing zurückfinden“, fordert er. Wichtig ist dafür, wieder mit einer ähnlich stabilen Abwehr wie vor der Corona-Pause auf dem Spielfeld zu stehen. „Das ist viel Arbeit, viel Kampf“, weiß auch Bötel: „Wir wissen um das Problem, dass man konditionell nicht auf der Höhe sein kann. Wir müssen es aber wieder hinbekommen, den einen Schritt mehr zu machen. Auch wenn das vielleicht nicht über 40 oder 50 Minuten geht.“ Viele Wechsel, um seinen Spielerinnen die nötigen Pausen zu gönnen, dürften deshalb das Mittel der Wahl sein. „Wenn wir hinten stabil stehen, sind wir vorne variabel genug, uns freie Chancen zu erspielen und uns dann auf den Wurf zu konzentrieren“, glaubt der Oldenburger Trainer.
Zusätzlichen Ansporn dürfte vielleicht die Bilanz der jüngsten Vergangenheit geben. In den vergangenen 20 Bundesligaspielen gelang den Oldenburgerinnen ein einziges Remis (2015), verließen 19 Mal als Verlierer den Platz. Der letzte Sieg datiert aus dem Februar 2012. Damals schlug der VfL um die beiden Top-Torschützinnen Lois Abbingh (9 Tore) und Angie Geschenke (6) sowie Torhüterin Julia Renner den THC in eigener Halle mit 27:26. Fast genau zehn Jahre später wäre ein Oldenburger Sieg also mal wieder an der Zeit. „Um das gesteckte Saisonziel zu erreichen, muss Thüringen gewinnen. Wir wollen schauen, was möglich ist“, sagt Niels Bötel. An der Zielsetzung gegen die Top-Teams der Liga hat sich für ihn also auch während der vierwöchigen Corona-Pause nichts geändert.