PROLOG

Hundert Jahre.

Hundert Jahre sind eine Zeit, die kaum ein Mensch erleben und erfahren kann.

Hundert Jahre in einer Geschichte zu erfassen bedeutet, dass nicht alle Geschichten erzählt werden können.

Denn jede und jeder von uns erzählt eine andere Geschichte.

Manchmal sind es ganz persönliche Momente, die sich tief in die eigene Seele eingebrannt haben.

Oder Augenblicke, die uns alle kollektiv berührten und die wir niemals vergessen werden.

Hundert Jahre Geschichte bedeuten Freundschaften und Abschiede, Siege und Niederlagen, Stolz und Streit, Tränen und unzählige Träume…

 

BRANDSWEG 1985  (Foto: Archiv Robert Schumann)

 

Davon wollen wir erzählen, von 100 Jahren Handballgeschichte im VfL Oldenburg. Wir alle haben kleine und große Geschichten in unserem Gedächtnis, erinnern uns an Sensationen, aber auch an Randnotizen, an kleine feine Anekdoten, haben Fotos in Alben kleben oder an der Wand hängen.

Was uns fehlt, ist der Raum, der diese Erinnerungen mit Leben füllt. Ein Ort, der all diese Geschichten zusammenführt und dafür sorgt, dass unser gemeinsames Gedanken-Gut nicht verloren geht.

Es hat diesen Ort einmal gegeben. Es war das Lamberti-Eck, die Kneipe im Herzen des Viertels, gelegen zwischen Jahnhalle und Rebenstraße. Hier war die heimliche Schaltzentrale, der Treffpunkt von unzähligen Meisterfeiern und wichtigen Besprechungen. Hier hingen die Fotos und Wimpel an den Wänden, hier gab es diesen gesellschaftlichen Austausch auf Augenhöhe, in einer Zeit, in der das Wort digital noch bezogen wurde auf die Armbanduhr. Es wurde noch Musik aus dem Radio auf Cassetten aufgenommen und auf dem Walkman abgespielt. So war unsere Playlist auf höchstens 90 Minuten begrenzt. Das Lamberti-Eck gibt es schon lange nicht mehr, Else und Jupp Meyer sind schon vor vielen Jahren gestorben. Und mit ihnen auch ein wenig das kollektive Gedächtnis der Handballabteilung.

LAMBERTI-ECK 1981 (Foto: Archiv Robert Schumann)

 

Wie gut, dass 1982 zum 60. Jubiläum Geert Claußen, der damalige erste Vorsitzende des VfL Oldenburg in Zusammenarbeit mit dem damaligen Abteilungsleiter Eberhard Erlebach eine Chronik herausgebracht haben, die wunderbar und in epischer Breite sehr detailliert das Handballgeschehen der ersten sechs Jahrzehnte veranschaulicht. So müssen wir uns nur auf die letzten 40 Jahre konzentrieren.

 

CHRONIK 1983

 

Jetzt, im Jahre 2022, leben wir immer noch auf dem selben Planeten, aber in einer Zeit, die sich so rasend schnell bewegt, dass wir uns immer der Gefahr aussetzen müssen, von Geschehnissen und Ereignissen überrollt zu werden. Wir sind alle schon lange auf einem Weg, das Leben so präsent zu gestalten, dass es kaum eine Sekunde gibt, die nicht irgendwo gespeichert und für alle sichtbar gemacht wird. Unzählige Bilder umgeben uns permanent, prasseln auf uns hernieder, die globale Welt ist omnipräsent.

Wohin uns diese Reise führen wird, kann uns keiner sagen. Ob es am Ende gut ausgeht oder nicht, steht nirgendwo geschrieben.  

Also fangen wir wieder dort an, wo der kometenhafte Aufstieg unserer Handballabteilung beginnt. Am Anfang der 1980er Jahre. Die erste Deutsche Jugendmeisterschaft der weiblichen A-Jugend liegt schon vier Jahre zurück, im vorletzten Jahr stieg die 1. Damen in die Bundesliga auf und holte im letzten Jahr sensationell den Deutschen Pokal.

Wir befinden uns im Jahr 1982, eine B-Jugendspielerin mit 15 Jahren verliert am 06. Juni mit ihrem Team das Rückspiel zur Deutschen Meisterschaft äußerst knapp. Am Ende fehlen in der Addition der beiden Spiele nur zwei Tore. Dieses Mädchen heißt Silke Combecher und ist eine der ganz großen herausragenden Persönlichkeiten unseres Vereins. Seit über 40 Jahren steht sie uns in fast allen Lebenslagen zur Seite.


ROBERT-SCHUMANN-HALLE 2012 (Foto: Piet Meyer)

 

Und mit ihr beginnt in der nächsten Woche eine zehnteilige Serie zum 100. Geburtstag der Handballabteilung. Bis zum Jubiläumswochenende am 22./23. Oktober gibt es jede Woche Geschichten und Erzählungen über die großartige und wunderbare Handballwelt des VfL Oldenburg. Von Christa Siebert Bandlow bis Julia Renner, von Robert Schumann und Werner Bokelmann, von Rita Köster bis Angie Geschke, von Klaus Wülbers bis Jürgen Carstens, von Kathrin Scholl bis Andy Lampe, von Peter Görgen bis Jürgen Tag, von Maike Balthazar bis Wiebke Kethorn, von Dieter Stapenhorst bis Wilhelm Kohlrenken, von Helga Lütje bis Matthias Netter, von Bianca Mäwers bis Heike Schmidt, von Astrid Klöcker bis Uwe Korthals, von Conny Kuck bis Heike Zornow, von Helga Schumann bis Claudia Cording, von Reinhard Brand bis Eddie Janßen, von Seppl Tjarks bis Leszek Krowicki, von Heiko und Henning, von Möhre bis Wilma, von Brenda bis Struppi, von Gonzo bis Tybo, von den Siebler-Sisters und den Carstens-Brüder, von Dini, Inge, Elke und Mike, von Markus, von Bleeki, Thorsten und Olli, von Moni, Iris, Dagmar, Gunda und Gisela, von Elke und Tine und von so vielen, vielen anderen…

Damit Ihr einen kleinen Vorgeschmack zu dieser noch nicht zu Ende geschriebenen Geschichte bekommt, gibt es gleich zu Anfang ein Foto, das ein wenig davon erzählt, was so alles die letzten vierzig Jahre im VfL passiert ist.


BRANDSWEG 1984  (Foto: Archiv Robert Schumann)

 

Der NDR überträgt live im dritten Programm am 25. März 1984 das Europapokal-Hinspiel im IHF-Pokal zwischen der 1. Damenmannschaft des VfL Oldenburg und dem rumänischen Club aus Vilcea. Das Foto aus einem Album von Robert Schumann ist höchstwahrscheinlich zwischen 15 und 16 Uhr von einem NWZ-Fotografen geschossen worden. Die Halle platzte wieder aus allen Nähten, über 1300 Zuschauer:innen füllten jeden Quadratzentimeter aus, eben auch die Flächen vor den Geräteräumen auf kleinen und großen Turnkästen, Bänken und Getränkekisten. Auf diesem Bild sind viele Spielerinnen der weiblichen B- und A-Jugend zu erkennen, die zweieinhalb Monate später am 09. Juni 1984 selbst vor 1000 Zuschauer:innen in dieser Halle um die Deutsche Meisterschaft gespielt haben.

 

 

Wir alle können zu diesem großen Rückblick beitragen. Wer Lust und Zeit hat, kann mir gerne ein Foto mit einer kleinen Geschichte schicken – matthias.blum@gmx.de

Alles wird verarbeitet zu einem großen Mosaik voller Erinnerungen und Erlebnissen.