Große Ehre für Julia Renner: Die langjährige Torhüterin des VfL Oldenburg wurde von Oldenburgs Oberbürgermeister Jürgen Krogmann mit dem Großen Stadtsiegel ausgezeichnet. Die Verleihung wird Personen zuteil, die sich „in besonderem Maße für die Interessen und Belange der Stadt Oldenburg eingesetzt haben und/oder durch ihre ausgeübte Tätigkeit überregional auf Oldenburg aufmerksam gemacht haben“ – wie gemacht also für die ehemalige Kapitänin der VfL-Handballerinnen.

In einer feierlichen Zeremonie im Oldenburger Stadthaus würdigte Oberbürgermeister Jürgen Krogmann nun die sportlichen Verdienste von Julia Renner. „Sie sind eine Ausnahmeerscheinung im Profi-Handball der Damen“, betonte Krogmann: „Es ist ein großes Glück für Oldenburg, dass Ihr Weg Sie zu uns geführt hat.“ Schließlich komme Renner aus Schleswig-Holstein, habe als Kind davon geträumt, einmal für den THW Kiel in der Kieler Ostsee-Halle zu spielen. Über den TV Laboe, TSV Owschlag und TSV Ellerbek fand Renner 2005 über Maike Balthazar den Weg nach Oldenburg – als 17-jährige Handballtorhüterin, weit weg von ihrer Familie. Beim VfL unterschrieb sie damals einen Zweijahresvertrag – diesen sollte sie in der Folgezeit ganze neun Mal verlängern.

Es waren – und daran dürften sich wohl alle langjährigen VfL-Fans gerne erinnern – erfolgreiche Zeiten, die Julia Renner im Oldenburger Trikot verbrachte und mit der Zeit auch maßgeblichen Anteil daran hatte. Mit den Huntestädterinnen feierte die Torhüterin drei Pokalsiege, gewann den Challenge Cup und den Supercup und wurde bei den Final4 im DHB-Pokal sowohl 2018 als auch 2022 – in den letzten Spielen ihrer Karriere – zur besten Torhüterin des Turniers gekürt. „Nach und nach sind Sie in den Kader hineingewachsen und sind dann später selbst diejenige gewesen, die ihre Erfahrung an die Jüngeren weitergeben konnte“, sagte Oberbürgermeister Krogmann in seiner Laudatio: „Ihr Charakter, Ihre Persönlichkeit machten Sie 2019 zur Kapitänin der Mannschaft.“ Und auch ihre Turnierstärke beeindruckte. „Wenn es am Ende hart auf hart kommt, ist auf ,Julchen‘ Verlass – das wusste die Mannschaft, das wussten die Fans“, so Krogmann.

So war es auch 2018, beim wohl unvergesslichsten Erfolg, den Renner mit dem VfL feierte – das DHB-Pokalfinale gegen die SG BBM Bietigheim. Der Außenseiter lag zur Halbzeit mit vier Toren zurück, startete im zweiten Durchgang aber eine Aufholjagd – auch dank der zwölf Paraden von Torhüterin Renner. „Wenn es darauf ankam, haben Sie bis zum Umfallen gekämpft, haben alle Kräfte der Mannschaft mobilisiert“, zeigte sich Krogmann beeindruckt:

„Gerade die K.o.-Spiele lagen Ihnen, sie konnten sich häufig, wenn es eng war, noch steigern und haben Ihre besten Leistungen erbracht. Auf diese Weise haben Sie Mannschaft und Fans auch zu Siegen geführt, mit denen keiner gerechnet hatte.“

Doch es waren nicht nur Renners Qualitäten auf dem Spielfeld, sondern vieles, das sich abseits der großen Bühne abgespielte. „Vieles, was Sie als Kapitänin auszeichnete, passierte eher leise, in Gesprächen, mit kleinen Aufmerksamkeiten“, sagte der Oberbürgermeister: „Für jeden hatten Sie ein offenes Ohr, konnten integrieren, mit ihrer Erfahrung auch die jüngeren Spielerinnen begleiten.“ Und: „17 Jahre nur für einen Verein zu spielen – das gelingt in der heutigen Zeit kaum noch einem Sportler oder einer Sportlerin. Es war eine unglaublich lange, für Oldenburg gewinnbringende Zeit.“

Die hat Renner auch abseits des Spielfeldes genutzt. Oldenburg ist für sie eine Heimat geworden. Sie hat die Stadt lieben gelernt und viele Freundschaften geschlossen. Sie hat studiert (Lehramt), ihr Referendariat gemacht und ist mittlerweile Lehrerin in Bad Zwischenahn. „Wenn man bedankt, dass das alles neben Ihrer Handballkarriere passierte – eine wirklich bewundernswerte Leistung.“

Ihre Zeit beim VfL Oldenburg soll dabei mit ihrem Karriereende nicht beendet sein. Denn: Gerade erst hat sich Renner in den VfL-Vorstand wählen lassen. „Die Stadt, der Verein, die Fans haben von Ihnen profitiert als Torfrau und Vorbild“, sagte Oberbürgermeister Krogmann abschließend:

„Betrachten Sie die Auszeichnung mit dem Großen Stadtsiegel als Anerkennung Ihrer Verdienste. Sehen Sie darin aber vor allem einen großen Dank für das, was Sie der Stadt Oldenburg und ihren Menschen gegeben haben.“