Kapitänin Merle Carstensen bleibt den Bundesliga-Handballerinnen des VfL Oldenburg bis mindestens 2024 erhalten. Die 27-jährige Rückraumspielerin verlängerte ihren zum Saisonende auslaufenden Vertrag um ein Jahr. Nach überstandener Verletzung ist dabei ihr großes Ziel in dieser Saison, mit dem VfL so schnell wie möglich den Klassenerhalt zu schaffen. 

Man kann es ein wenig wie einen Traum beschreiben, den Merle Carstensen seit Sommer 2020 erlebt. Denn: Seit ihrem Wechsel vom Zweitligisten TSV Nord Harrislee an die Hunte scheint sie kaum zu stoppen. Auf Anhieb gelingt ihr der Sprung ins Oberhaus, sie avanciert bereits in ihrer ersten Saison zur Führungsspielerin und besten Torschützin für den VfL und krönt sich in der vergangenen Spielzeit im Final4 zur Top-Torschützin. Seit Sommer ist sie nun die Kapitänin des VfL Oldenburg und damit Nachfolgerin von Urgestein Julia Renner. „Es ist schon etwas surreal, was in den letzten zweieinhalb Jahren passiert ist“, sagt Merle Carstensen. Gut möglich, dass diese kleine Erfolgsgeschichte noch weiter fortgesetzt wird – schließlich wird die 27-Jährige bis mindestens 2024 für den VfL Oldenburg spielen. 

„Eigentlich hat alles dafür gesprochen, in Oldenburg zu bleiben. Ganz egal ob Mannschaft, Trainerteam oder das Umfeld – es passt einfach, ich fühle mich sehr wohl“, sagt Carstensen, die nicht nur sportlich, sondern auch privat in der Huntestadt angekommen ist: „Das Gesamtpaket ist einfach klasse.“ Dabei konnte die Rückraumspielerin ihrem Team zu Saisonbeginn nicht auf dem Spielfeld helfen. Eine Fingerverletzung sorgte für die Unterbrechung ihres so steilen Aufstieges im VfL-Dress. Zum ersten Mal seit ihrem Kreuzbandriss 2013 war sie zum Zuschauen verdammt. „Es war schon eine besondere Situation für mich“, sagt Carstensen rückblickend: „Gerade dann, als man in Spielen das Gefühl hatte, dass das Team jetzt noch mehr Unterstützung gebraucht hätte, war es schwer. Umso schöner ist es, jetzt wieder dabei zu sein.“ So gab die Kapitänin noch vor der EM-Pause ihr Comeback, bot Coach Niels Bötel im verletzungsbedingt zusammengeschrumpften Kader wieder mehr Optionen – und übernahm direkt Verantwortung.

Nicht verwunderlich also, dass sich der Oldenburger Trainer darauf freut, auch in Zukunft mit der VfL-Kapitänin zusammenzuarbeiten. „Seitdem Merle bei uns ist, hat sie sich sehr gut entwickelt“, sagt Bötel: „Sie ist eine tolle Teamplayerin, nicht nur auf, sondern auch neben dem Spielfeld. Ihre persönlichen Erfolge sind dabei auch das Resultat ihrer guten Arbeit.“ Das Zusammenspiel aus dem Kapitänsamt und ihrer Position auf Rückraum Mitte mache die 27-Jährige dazu zu einer wichtigen Ansprechpartnerin für das Trainerteam. „Über sie hört man in die Mannschaft, schaut auf die Belastungssteuerung“, erklärt Bötel. Nach Carstensens Verletzung sei aber das oberste Gebot, dass sie wieder zu 100 Prozent fit wird. „Am Timing in der Abwehr muss noch ein wenig gearbeitet werden. Ich mache ihr da aber keinen Stress, sich das nötige Selbstvertrauen wieder zu erarbeiten.“

Hierbei scheint seine Leistungsträgerin mit Blick auf die Leistungen der letzten Bundesligaspiele ohnehin auf einem guten Weg zu sein – auch wenn dieser durch die fünfwöchige EM-Pause ein wenig gestoppt wird. „Mir persönlich hätte es besser gepasst, direkt weiterzumachen. Ich hatte gerade ein richtig gutes Gefühl und im Spiel keine Einschränkungen mehr durch den Finger“, erzählt sie: „Ich habe aber auch gemerkt, dass für die Mannschaft die vergangenen Wochen eine harte Zeit war. Da ist es schon ganz gut, dass jetzt ein wenig Pause ist.“ Vom Auftreten ihrer Mannschaft, die trotz der verletzungsbedingten Hiobsbotschaften 5:5 Punkte in der Liga holten sowie den Einzug ins Achtelfinale des DHB-Pokals und in die dritte Runde der EHF European League schafften, ist Merle Carstensen dabei beeindruckt: „Ich bin unglaublich stolz auf die gesamte Mannschaft, wie sie das in den letzten Wochen gemeistert hat. Alle Spielerinnen haben jedes Spiel geackert und 100 Prozent gegeben. Unter den schwierigen Voraussetzungen haben wir aus meiner Sicht fast das Maximalziel erreicht – auch, weil die jungen Spielerinnen so stark gespielt haben.“

Dass die Entwicklung von jungen Handballtalenten bei Merle Carstensen eine wichtige Rolle spielt, zeigt auch ein Blick auf das Engagement, das die Referendarin außerhalb der Bundesligamannschaft beim VfL zeigt. „Sie ist nicht nur als Führungsspielerin und Kapitänin sofort in die Mannschaft hineingewachsen, sondern ist auch Jugendtrainerin im Verein tätig und identifiziert sich sehr mit dem VfL Oldenburg“, sagt Andreas Lampe, Geschäftsführer der VfL Oldenburg Handball GmbH: „Sie hat hier bei uns eine großartige Entwicklung gemacht. Nicht nur ihre Wahl zur Kapitänin zeigt, wie wichtig sie als Spielerin für das Team ist. Dementsprechend froh sind wir, dass wir ihren Vertrag so frühzeitig verlängern können.“

Die Mannschaft in den Spielen als Kapitänin aufs Spielfeld zu führen ist für Merle Carstensen dabei eine große Ehre. „Wiebke Kethorn, Kim Birke und Julia Renner haben schon große Fußstapfen hinterlassen“, blickt Carstensen auf ihre Vorgängerinnen. Gemeinsam mit ihrem Team möchte sie deshalb, möglichst schnell das anvisierte Ziel „Klassenerhalt“ schaffen. Carstensen: „Wenn wir weiterhin so konstant spielen und jeder für jeden kämpft, sollten wir die Saison gut über die Bühne bringen – und schauen dann, was sonst noch so möglich ist.“ 

Wir haben auch ein Video zur Vertragsverlängerung! Klickt auf den Link und schaut es euch an!