Veränderung im Trainerteam von Handball-Bundesligist VfL Oldenburg: Co-Trainer Jonas Schlender verlässt den Verein im Sommer und wird neuer Cheftrainer beim HSV Solingen-Gräfrath. Hier soll der 29-Jährige eine zentrale Rolle in den Zukunftsplänen im Bergischen spielen.

Nach vier Jahren als Co-Trainer bei den Bundesliga-Handballerinnen des VfL Oldenburg übernimmt Jonas Schlender die Hauptverantwortung bei einem Bundesligisten. Im Sommer schließt sich der 29-Jährige dem HSV Solingen-Gräfrath an – und soll hier die Zukunftspläne des Vereins mitgestalten. „Der Verein versucht, sich langfristig und nachhaltig in der Bundesliga zu etablieren“, sagt Jonas Schlender: „Egal, ob es jetzt noch einmal in die 2. Liga geht oder die Liga gehalten wird. Das langfristige Ziel ist es, Strukturen aufzubauen, die Jugendarbeit zu intensivieren sowie Spielerinnen und Trainer auszubilden und ein Kandidat für das gesicherte Bundesliga-Mittelfeld zu werden.“ Genau hier möchte sich der 29-Jährige aktiv einbringen – und das nicht nur als Trainer, sondern auch beim Aufbau der neuen Strukturen, der Förderung der Jugendarbeit sowie Weiterbildungen. „Für mich ist es der nächste Step“, so Schlender.

Vor vier Jahren übernahm der damals 25-Jährige den freigewordenen Co-Trainerposten an der Seite von VfL-Cheftrainer Niels Bötel in der Bundesliga, steht aktuell auch als Coach des Juniorteams an der Seitenlinie und setzte sich intensiv für die Weiterentwicklung der Nachwuchstalente auf dem Weg in die Bundesliga ein. „Dass ich einmal eine richtige Trainerlaufbahn einschlagen würde, damit habe ich am Anfang nicht gerechnet“, verrät Schlender. In den vergangenen eins, zwei Jahren sei in ihm aber dieser Gedanke gereift – die Chance aus Solingen ist nun die perfekte Chance, im Bundesliga-Trainergeschäft Fuß zu fassen. „Man muss schon realistisch sein, dass es auf diesem Niveau vielleicht 30 Plätze gibt, die rar und heiß begehrt sind“, sagt der 29-Jährige: „In Solingen sind die Strukturen und das Drumherum so, dass es zu meinen Zukunftsgedanken passen, dass ich hier gute Chancen sehe, um mich weiterzuentwickeln.“

Eine Entwicklung, die sich für den ehemaligen Kreisläufer an der Seitenlinie somit stetig fortsetzt. Nach zwei Jahren ausschließlich als Co-Trainer übernahm Schlender die Hauptverantwortung im Oldenburger Juniorteam. „Die Aufgabe macht mir unheimlich Spaß. Klar ist man auch als Co-Trainer in die taktischen Planungen oder in die Kaderplanung eingebunden. Es ist aber ein riesiger Unterschied, ob man Co- oder Cheftrainer ist. Man muss im Spiel die Entscheidungen treffen, taktisch seine eigenen Ideen einbringen. Da hat mich die Zeit im Juniorteam enorm vorangebracht und war sicherlich auch ein Grund, warum Solingen auf mich aufmerksam geworden ist.“

„Für uns in Oldenburg ist der Abgang von Jonas ein großer Verlust im Trainerteam“, bedauert Andreas Lampe, Geschäftsführer des VfL Oldenburg, den Wechsel von Schlender nach Solingen: „Wir haben uns damals bewusst für einen jungen Co-Trainer entschieden, der viel von Niels lernen sollte, Und genauso wie wir junge Spielerinnen entwickeln, sieht man jetzt auch auf anderen Positionen, dass wir jungen Menschen die Chance geben, ihren Weg zu gehen. Wir werden Jonas hier sehr vermissen, da er nicht nur im Bundesliga-Team, sondern auch in der Verantwortung im Juniorteam und mit Themen in der Geschäftsstelle bislang einen herausragenden Job gemacht hat.“ Der Abschied sei somit ein herber Verlust für den Verein. „Wir sind aber auch stolz, dass wir ihm den Weg zu einem Bundesligisten ebnen konnten, den er sich absolut verdient hat. Wir wünschen Jonas alles Gute auf seinem weiteren Weg und wünschen ihm viel Erfolg – sollte er nicht gerade gegen uns antreten“, schmunzelt Lampe.

Bis es Schlender im Sommer nach Nordrhein-Westfalen zieht, liegt sein voller Fokus aber auf den VfL Oldenburg. „Natürlich gibt es hier und da ein Telefonat zur Planung der nächsten Saison. Mein Job ist jetzt aber der VfL Oldenburg“, betont er: „Wir haben noch wichtige Spiele mit dem Juniorteam, die wir gewinnen wollen. Dazu geht es darum, die Spielerinnen weiterzuentwickeln. Da hänge ich mit Herzblut dran.“ Und auch mit dem Bundesligateam möchte Schlender die bestmögliche Platzierung in der Liga erreichen. „Die letzten Ergebnisse waren ärgerlich, weil nicht viel gefehlt hat, um die Spiele auch zu gewinnen. Wir zeigen aber immer wieder, was für Potenzial in uns steckt – wenn wir jetzt noch etwas kaltschnäuziger und selbstbewusster in den entscheidenden Phasen sind, ist noch viel drin.“ Ob es eine ähnliche „Traumgeschichte“ (Schlender) wie im Saisonendspurt der vergangenen Spielzeit werde, wisse man nicht: „Ich bin mir aber sicher, dass wir in den nächsten Wochen wieder zeigen werden, was wir für eine Qualität haben.“ Und dann wäre da noch das Final4 im DHB-Pokal, für das Schlender mit dem Team Anfang März zum dritten Mal nach Stuttgart reist – und nur zu gerne für eine faustdicke Überraschung sorgen würde. „Auch wenn wir in der Außenseiterrolle sind, haben wir die Qualität, jede Mannschaft zu ärgern. Und: Der Pokal schreibt seine eigenen Gesetze. Deshalb ist alles möglich.“

Wie der VfL den Abgang von Jonas Schlender kompensieren wird, steht indes noch nicht fest. „Wir sind sowohl für das Juniorteam als auch für die Bundesliga in Gesprächen“, sagt Andreas Lampe. Hier wird der Verein zu gegebener Zeit informieren.