Foto: Marco Wolf

Das Traum vom Pokal-Finale ist geplatzt: In einem nervenaufreibenden Halbfinale gegen den TuS Metzingen mussten sich die Handballerinnen des VfL Oldenburg im Siebenmeterwerfen mit 30:31 geschlagen geben. Nach 60 spannenden Minuten hatte es in der Stuttgarter Porsche Arena 26:26 (14:16) gestanden. Somit bestreiten die Oldenburgerinnen am Sonntag, 14 Uhr, das Spiel um Platz 3.

60 Minuten reichten nicht aus, um den ersten Endspielteilnehmer im Haushahn Final4 zu ermitteln. Erst in der Verlängerung des Siebenmeterwerfens fiel die Entscheidung – als Metzingens Torhüterin Kamila Kantor den entscheidenden Wurf hielt. Bis dahin war das Duell von Siebenmeterpunkt nichts für schwache Nerven gewesen. So wie schon die gesamte Begegnung.

Es war ein enormes Tempo, das die beiden Teams in den intensiven ersten Minuten hinlegten. Gerade einmal sechs Minuten waren gespielt, da standen bereits zehn Treffer auf der Anzeigentafel – fünf auf jeder Seite. Doch mit solch offenem Visier gingen die beiden Teams nicht den kompletten ersten Durchgang zur Sache. Vielmehr blieben die Anläufe der VfL-Frauen in Richtung gegnerisches Tor oftmals glücklos. Nach dem 8:6 durch Toni Reinemann (12. Minute) blieben die Huntestädterinnen fast sieben Minuten ohne Torerfolg, die TUSSIES nutzten das zur 10:8-Führung (19.). Die Reaktion von VfL-Coach Niels Bötel folgte postwendend mit der ersten Auszeit. Nach der präsentierte sich seine Mannschaft aber nur kurzzeitig strukturierter im Offensivspiel, aus dem zwischenzeitlichen 11:11-Ausgleich (22.) war keine eineinhalb Minuten später wieder ein 11:13-Rückstand geworden. Und dieser hielt sich für die VfL-Frauen bis zum Seitenwechsel hartnäckig (14:16).

Nach dem Wiederanpfiff fanden die Oldenburgerinnen schwer zurück auf die Platte, ließen in der Vorwärtsbewegung beste Möglichkeiten ungenutzt. So wuchs der Rückstand zunächst auf 15:19 an. Mit immer stärker werdenden Defensivarbeit erkämpften sich die VfL-Frauen aber mehr und mehr zu ihrer Sicherheit zurück, verkürzten sogar auf 21:22 (46.). Trotzdem ging die Bötel-Sieben mit einem 22:24-Rückstand in die letzten zehn Minuten der Partie, die nun insbesondere auf Seiten der Gäste immer mehr an Härte zunahm. „Metzingen hat das fast 45 Minuten sehr souverän gespielt und uns kaum herankommen lassen“, sagte Bötel: „Als wir unsere Fehler etwas reduziert haben, haben wir die Chance noch einmal bekommen.“ Die Spannung stieg dabei immer weiter.

Während beide Seiten nun fast schon fahrlässig mit ihren Chancen umgingen, tickte die Uhr. Zweieinhalb Minuten vor dem Ende jubelte dann der Fanblock mit über 200 Anhängern des VfL Oldenburg. Merle Carstensen hatte einen Pass der TUSSIES abgefangen, nutzte den Tempogegenstoß zum 25:25-Ausgleich. Als Metzingen im Gegenzug vom Siebenmeterpunkt scheiterte, sorgte Luisa Knippert sogar für die 26:25-Führung. Der Schlusspunkt war das aber noch nicht. Nach einem Metzinger Offensivfoul hatte der VfL 30 Sekunden vor dem Ende die Chance, für die Entscheidung zu sorgen. Das gelang nicht, stattdessen kam Dagmara Nocun von Außen zum freien Wurf – und sorgte dafür, dass die Entscheidung erst im Siebenmeterwerfen fiel. „Wir haben versucht, die 30 Sekunden über die Zeit zu bringen“, sagte VfL-Kapitänin Merle Carstensen: „Am Ende ist das natürlich brutal enttäuschend.“ Coach Bötel konstatierte: „Es waren 60 Minuten harter Kampf mit zwei Teams, die bis zum Ende fighten. Das Unentschieden zum Ende ging in Ordnung.“

Im Siebenmeterwerfen war die Spannung dann kaum zu überbieten. 16 Würfe benötigte es, ehe die Entscheidung fiel – und Kamila Kantor den Wurf von Lisa Borutta parierte. „Für mich war es das erste Siebenmeterwerfen in meiner Karriere“, so Carstensen: „Das ging auch den meisten anderen Spielerinnen so. Ich denke, da kann man niemandem einen Vorwurf machen. Am Ende war es das Quäntchen Glück, das uns gefehlt hat.“ Auch Oldenburgs Coach Niels Bötel präsentierte sich als fairer Verlierer. „Für die Zuschauer war es ein spannendes Spiel mit vielen unterschiedlichen Sequenzen – für uns leider mit dem falschen Sieger. Das gehört im Sport aber eben dazu.“ Während Metzingen am Sonntag das Endspiel in der Stuttgarter Porsche Arena bestreitet, tritt der VfL Oldenburg am Sonntag, 14 Uhr, zum Spiel um Platz 3 an. Gegner ist der Thüringer HC, der sein Halbfinale gegen Titelverteidiger SG BBM Bietigheim verlor.

VfL Oldenburg – TuS Metzingen 30:31 (26:26/14:16)

VfL: Kohorst, Fasold, Humpert – Borutta, Teiken (3/1), Reinemann (7/1), Martens, Steffen (5/1), Carstensen (5/1), Feiniler, Pfundstein, Röpcke, Knippert (7/5), Korsten (1), Golla (1), Ronge (1)